Bilderbuch-Reisekoffer haben ausgedient. Gegerbtes Leder und Aufkleber, die von der Welt erzählen: Diese Retro-Koffer nutzen heute eher als stilvolles Wohn-Accessoire, nicht mehr als Reisegepäck. Denn was fehlt sind die Rollen. Sie ersetzen den Kofferträger und leichte Materialien das massive Leder. Was die Wahl des geeigneten Reisetrolleys enorm erschwert, ist die riesige Auswahl an unterschiedlichen Modellen und die beachtliche Preisspanne, die von 20 bis über 2.500 Euro reicht. Deshalb beraten wir bei der Entscheidung, stellen Koffer-Materialien und -Modelle vor und helfen so, genau den richtigen Reisekoffer für dich zu finden. Wer schon weiß, welche Trolley-Art die richtige ist, gelangt hier direkt zu den Reisekoffer Testsiegern.

Reisekoffer oder doch lieber Rucksack?

Wir reisen aus sehr verschiedenen Gründen und auf ganz unterschiedliche Arten. Genauso unterschiedlich sind die Ansprüche an das Reisegepäck. Eine verwöhnende Auszeit im Hotel mit Trekking-Rucksack oder eine Wanderung mit Hartschalenkoffer? Ziemlich unpraktisch!

4 Fragen, ob ein Rollkoffer das richtige für dich ist

1. Urlaubsort // Wo gehst Du hin?
Reisekoffer eignen sich vor allem für Urlauber, die die meiste Zeit an einem Ort bleiben. Wer sich überwiegend im Hotel oder in einer Ferienwohnung aufhalten wird, reist komfortabler, schicker und praktischer mit einem Hartschalenkoffer oder einer weichen Reisetasche mit Rollen.

2. Reiseart // Wie reist Du?
Will man sein Gepäck vornehmlich vom Transportmittel zur Unterkunft –und nicht über längere/unebene Strecken zu Fuß –transportieren, ist ein rollender Begleiter eine echte Erleichterung. Auch schützt der Reisekoffer vor dem Phänomen der „sofortigen Rucksackexplosion“: Kein Wühlen und Kramen. Ein- und Auspacken ohne Chaos.

3. Unternehmungen // Was hast Du vor?
Wer weder Gebirge, Backpacking (viele unterschiedliche öffentliche Transportmittel), Trampen, Minimalismus- oder Trekkingreise auf dem Plan hat, für den ist ein Reisekoffer goldrichtig. Für alle Tagestouren im Urlaub hilft ein zusätzlicher, kleiner Handgepäck-Rucksack. Der große Bruder auf Rollen bleibt dann einfach und sicher im Hotel.

4. Persönliche Vorlieben // Was entspricht Deinem Stil?
Ganz klar: Die Entscheidung für die Reise- und damit auch die Gepäckart hängt von den eigenen Vorlieben ab. Reisekoffer versprechen gehobenen Reise-Komfort. Zwar haben die Rollkoffer ein höheres Leergewicht als ein vergleichbarer Rucksack, doch dafür muss man sie nicht tragen und sie sind meist günstiger als ein Rucksack mit gleichen Volumen.

Koffer tragenKoffer tragen

Die falsche Gepäckart dabei? Kann mit dem Osprey Sojourn nicht passieren! © Adrian Sampson | flickr.com

Rollkoffer aus weichem Material oder mit harter Schale?

Das Material des Reisetrolleys hängt in erster Linie von der Reiseart und der Empfindlichkeit des Gepäcks ab. Beide Trolley-Varianten, weiche und harte Schale, haben ihre Vor- und Nachteile.

Weiches Material Harte Schale
niedriges Leergewicht
robust (v.a. Aluminium & Polypropylen)
flexibel zu packen
regenfester
praktische Außentaschen
knitterfreier, geschützter Inhalt
Inhalt schneller greifbar
guter Schutz für technische Geräte u. Dokumente
billiges Material kann einreißen
Material kann brechen/verbeulen, v.a. Trolleys aus billigem Polycarbonat sollten meist voll bepackt werden
Inhalt wird gedrückt
meist höheres Leergewicht
weniger wasserfest
Inhalt weniger schnell greifbar
Fazit:
Taugt für ganz verschiedene Reisearten (v.a. wenn der Inhalt nicht 100% knitterfrei bleiben muss)
Fazit:
Besonders praktisch für Bahn-/Geschäftsreisen, Hotelurlaub, Kreuzfahrt, …

Reisekoffer-Materialien im Überblick

Hartschalenkoffer:

Ob ein Reisekoffer aus ABS (Acrylnitril-Butadien-Styrol-Copolymerisat) gut ist, lässt sich generell schwer sagen. Abhängig von Qualität, Verarbeitung und Dicke des Materials gibt es ABS-Trolleys, die sehr stabil und äußerst kratzfest sind. Es gibt aber auch welche, deren Schale leicht bricht. Robust, gut verarbeitet, aus ABS und unser eindeutiger Preisleistungs-Sieger unter den Hartschalenkoffern ist der Hauptstdtkoffer Spree. Einziger Nachteil, den alle ABS-Reisekoffer gemein haben: Sie sind schwer recyclebar.
Kaum ein anderes Koffer-Material ist so unverwüstlich wie das Leichtmetall Alu. Allerdings gibt es neben der Robustheit auch ein paar Nachteile von Alu-Koffern: Sie sind aufwändig in der Herstellung (schlägt sich deutlich im Preis nieder), im Vergleich zu anderen Materialien sind sie recht schwer (eher Laptop- & Businesskoffer, als Urlaubs-Trolleys) und ein paar kleinere Dellen werden sie innerhalb ihres langen Lebens behalten – das „muss aber so“, das hat Stil 🙂
Curv ist ein relativ neues Material. Im Grunde hochwertiges und weiterverarbeitetes Polypropylen, ist es doch leichter, unverwüstlicher und witterungsbeständiger (v.a. bei Kälte). Bisher ist Samsonite der einzige Kofferhersteller, der Curv einsetzt. Das Material ist aber nicht nur innovativ, umweltschonend und super robust, es kann auch sehr schick aussehen: Samsonites Lite-Shock-Serie aus Curv hat z.B den begehrten Red Dot-Award für Produktdesign gewonnen hat.
Reisekoffer aus Polycarbonat werden immer beliebter. Das Material zeichnet sich durch hohe Bruchfestigkeit und geringes Eigengewicht aus und ist gleichzeitig biegsam. Die Biegsamkeit rächt sich allerdings bei Billigmodellen: Ist der Schnäppchen-Koffer nicht vollkommen ausgefüllt, kann er irreversibel eingedellt werden. Die Herstellkosten eines PC-Reisekoffers sind relativ hoch. Wer einen Trolley aus Polycarbonat will, wird deshalb erst in einem höheren Preissegment wirklich glücklich. Billig-Hersteller mischen das Material oftmals oder nutzen minderwertige Abfälle der renommierten Koffer-Schmieden. Aus unserem Test der besten Reisetrolleys mit harter Schale, geht der Titan X2 aus 100% Polycarbonat als eindeutiger Sieger hervor.
Polyproylen-Koffer werden mittels Spritzgussverfahren hergestellt. Die Kofferschalen sind relativ dünn und leicht aber trotzdem widerstandsfähig und stabil. Unser Sieger unter den Polypropylen-Koffern ist der S´cure Spinner von Samsonite.

Weichgepäck:

Polyamid wird bei Reisetaschen und Rucksäcken eingesetzt. Es ist reiß- und scheuerfest, wasserabweisend, knittert kaum und hat ein geringes Eigengewicht. Für Nylon wird Polyamid zu einer Art Garn und dann zu Gewebe verarbeitet. Je höher dabei die Garn („den“) -Stärke, desto robuster der Stoff. Unser Nylon-Testsieger unter den Weichgepäck-Rollern: Der Osprey Sojourn, Rucksack und Trolley in einem.
Das Material der meisten Weichgepäck-Reisekoffern und weltweit die „führende Kunststofffaser“ ist Polyester. Leicht, wasserabweisend und reißfest: Nicht nur Reisekoffer, sondern auch Outdoor-Bekleidung ist aus dem synthetisch hergestellten Stoff. Im Rollkoffer-Test sind die Polyester-Trolleys  Samsonite B-Lite 3 und Travelite Orlando unter den besten 3 gelandet.
Hartschale oder Weichgepäck? Beides! Hybridkoffer vereinen das beste aus beiden Welten. Hierbei trifft Hartplastik (z.B. Polycarbonat) auf flexibles Textil (z.B. Nylon). Für Hybrid- oder Semi-Hartschalen-Reisekoffer gibt es verschiedene Bauweisen: Meist hart auf einer und weich auf der anderen Seite oder, wie beim Hybri-Lite von Victorinox, Hartschale ummantelt mit Nylon.

2 oder 4 Rollen – was ist besser?

Osprey Sojourn Rad

Kann man selbst wechseln: Die 2 Rollen des Osprey Sojourn

Reisetrolleys mit 2 Rollen (Upright genannt) sind für alle gemacht, die auch längere Strecken auf unebenen Straßen zurücklegen wollen. Aufgrund der Bauart können bei diesen Trolleys wesentlich hochwertigere Rollen genutzt werden, die den von Inline-Skates ähneln. So sind auch Bordsteinkanten und Treppen kein großes Hindernis.

Bei 4-Rollen-Trolleys (sog. Spinner) geht es mehr um Komfort und leichte Manövrierbarkeit, weniger um extreme Beanspruchung. Die Rollen müssen um 360 Grad drehbar sein, damit man den Reisetrolley spielend leicht neben sich herschieben und Hindernisse locker umfahren kann. 4 Rollen sind vor allem geeignet, wenn der Koffer vorwiegend auf ebenem Boden benutzt wird. Wenn es dann doch einmal auf unebenes Terrain geht, kann man den Trolley auch kurzzeitig als Zweiroller nutzen. In Bus und Bahn tendieren 4-Roller dazu, sich zu verselbstständigen (Tipp: Einfach auf die Seite legen!).

Welche Koffer-Größe ist die richtige?

Klar ist es verführend, den halben Kleiderschrank in einen XXL-Koffer zu kippen und in den Urlaub zu rollen. Doch wer teure Überraschungen am Check-In vermeiden und seinen Rollkoffer evtl. auch mal selbst hochheben möchte, für den gibt es hier Unterstützung. Mit dem Packlisten-Generator und dieser Übersicht zur Orientierung:

Bis 3 Tage: 20-40L Handgepäck-Größe
3-7 Tage: 40-70L*
2-4 Wochen: 80-120L*

* Wir reisen selbst nur mit Handgepäck, egal ob wir 3 Tage oder ein Jahr unterwegs sind. Wie das geht? Durch clevere Pack-Tricks.

Wichtig: Bei der Wahl der richtigen Größe die Flugbestimmungen beachten! Fast alle Airlines schreiben ein maximales Gurtmaß (Breite plus Höhe plus Tiefe) von 158cm vor. Übergößen kosten extra.

Reisekoffer Test: Die Trolley Testsieger

Wir haben die aktuellen Trolley-Modelle genau unter die Lupe genommen und die besten im Reisekoffer Test miteinander verglichen. Dabei haben wir vor allem auf Handhabung, Verarbeitung, Belastbarkeit und Rollen/Rollverhalten geachtet. Die Sieger und Links zu den ausführlichen Testberichten gibt es hier…